Friday, August 10, 2007

IN and OUT: Samstag, 11. August 2007, Ebersberg - ein kleiner feiner Insidertip

Holz ist ein einsilbiges Wort,

aber dahinter steckt eine Welt von Märchen und Wundern.

sagte Theodor Heuss.

Was mir dabei spontan einfällt, sind die Schnitzarbeiten meines Grossvaters, der bei kaum einem seiner Wege mit mir durch den Wald und in den Bergen ohne irgend ein Stück Holz, eine Wurzel heimkam, in der oder hinter deren Rinde er nicht irgendetwas sah, was sich für andere erst sichtbar erwies, nachdem er sich mit seinem Schnitzwerkzeug an die Arbeit gemacht hatte. Am liebsten waren ihm dabei Gesichter, G’frieser, wie man in der Gegend manchmal auch dazu sagt, wo er – der selbst ursprünglich aus Kaiserslautern stammte – dann rund 40 Jahre lebte und wo er es nicht weit hatte, wenn er in den Bergen wandern wollte.

Was mir einfällt ist die Einsilbigkeit, die er oft an sich hatte und an der manche in der Familie sich störten. Mir dagegen waren sie recht, beim gemeinsamen Schachspiel – natürlich mit Holzfiguren auf einem Holzschachbrett. Aber auch sonst. Was g’sagt werden muss, wurde g’sagt, mehr brauchte es nicht. Alles andere war G’schwätz. Im Wald, in der Natur, da gab es dagegen viel zu erzählen. Von ihm hab ich alles das gelernt, was mich heute noch prägt, was ich weiss über Pflanzen, Tiere, Natur, wie man damit umgehen sollte. Was man bis ins Kleinste dort entdecken kann – und über das, was man eben nicht gleich auf den ersten Blick sieht, sondern erst, wenn man den Blick für das bekommt, was hinter den Dingen steckt. Bei Holz. Nicht nur bei Holz. Vielleicht ist das auch nicht der einzige, aber doch einer der Gründe für meinen sehr präzisen Blick auch in meiner eigenen Tätigkeit. Jenseits der Leidenschaft für Fotografie und die Details der Natur. Denn wie bei vielem steckt hinter der Einsilbigkeit oft eine ganze Welt, ein Kosmos, ein Schatz. Hinter jener von Menschen, wie auch hinter der scheinbaren Einsilbigkeit des Holzes.

Manche verstehen sich darauf, diese Schätze sichtbar zu machen.

Secrets, Geheimnisse aus einem einsilbigen Material herauszuholen und ins Licht zu setzen.

Open. Zu öffnen. Das Material. Den Blick dafür. Mit dem richtigen Blick, dem richtigen Werkzeug und dem richtigen Gefühl für das Material. Die einen mit dem Werkzeug zum Schnitzen oder zum Drechseln, die anderen mit dem Licht, in welches sie die Arbeiten, aber auch die Ergebnisse zu setzen verstehen. Ins rechte Licht. Was dabei herauskommen kann, wenn sich beide Talente zusammen gesellen, davon ist nicht gesellenstückartig, sondern meisterhaft nun in einer Ausstellung mit Arbeiten von Michael Tingey und Wolfgang Gschwendtner unter dem Titel „IN and Out – Kunst in der Werkstatt, Kunst aus der Werkstatt“ ab 13. August 2007 zu sehen, die am Samstag, 11. August 2007 in der Galerie des Rathauses in Ebersberg mit einer Vernissage um 18 Uhr mit dem Jazz Trio „Time Out“ eröffnet wird.

Michael Tingey hat seine Faszination für die Arbeit mit Holz bereits im Alter von 14 Jahren entdeckt, als er seinem Onkel half 300 Eichenholznägel für die Restauration von Tischen aus Eichenholz für eine der ältesten Universitäten von Cambridge, das Fitzwilliam College, zu drechseln.

Wolfgang Gschwendter fiel mir zunächst durch seine fotografischen Arbeiten auf, vor allem seine wunderbaren leisen unverstellten Porträts, welche man sehen muss, wie z.B. DEN

Erst auf den zweiten Blick habe ich dann entdeckt, was er auch bei Holz ans Licht zu holen versteht: zunächst bei Espressotampern – bei denen jede einzelne verwendete Holzart weit über den Gebrauchsgegenstand und seine veredelte Verwendung hinaus elegantschöne Einzelstücke werden. Ebensolche Unikate sind aber auch seine anderen Arbeiten am und mit dem Holz wie z.B. „Maple Vessel“, die für sich und dann in einer zweiten Ebene – derjenigen der fotografischen Darstellung – wunderbare leise und zugleich intensive Kunst- und Holz-Fund-Stücke sind, die man mit Genuss entdecken kann.

So wird der Weg durch die Ausstellung in der Gewölbegalerie des Ebersberger Rathauses zweifelsohne ebenso ein Weg mit unerwartet schönen Entdeckungen für den ersten, zweiten und noch mehr Augen-Blicke, wie mancher der Spaziergänge, die man durch den Wald nehmen könnte, um dort einen Blick mehr für Holz zu gewinnen.

En passant: hier bietet Ebersberg übrigens ebenfalls eine gute Gelegenheit, die man mit dem Weg zur Ausstellung nach Ebersberg gut verbinden kann: Das nahe gelegene Museum „Wald und Umwelt“ hat an Samstagen (also auch am Tag der Ausstellungseröffnung), Sonntagen und Feiertagen von 11-18 Uhr geöffnet (Ich rate vorsichtshalber vorher anzurufen).

Ebersberg ist mit dem Auto wie mit der S-Bahn von München gut erreichbar und die wunderschöne Umgebung bietet eine guten Anlass, den Tag dort mit einem ausgiebigen Spaziergang durch altehrwürdige Eichenalleen und zwischen duftenden Apfelbäumen zu verbingen, die Weiherkette und das Naturschutzgebiet Egglburger See und im nahegelegenen Forst, einem der größten Waldgebiete Deutschlands, zu geniessen, sich nach dem Spaziergang in einem der romantischen Forsthäuser Hubertus, Hohenlindener Sauschütt oder Diana mit dazugehörigen Biergärten zu stärken oder nach einem Besuch des Museums und seines Freigeländes den Tag mit dem Besuch der Vernissage oder der Ausstellung ab dem 13. August zu schliessen.

Nähere Infos zu Anfahrt und Verbindungen:

zum Museum, sowie nach Ebersberg.

Auf der Website der Stadt Ebersberg finden sich weitere Hinweise zu Sehenswürdigkeiten und zudem einige Routenvorschläge für Spaziergänge unterschiedlicher Dauer einschliesslich Hinweisen, welche davon auch für Kinderwagen geeignet und behindertengerecht sind. Auch Fotografen dürften manches lohnenswerte Motiv nicht nur in der Ausstellung, sondern outdoor entdecken.

Man sollte diesen kleinen Geheimtip daher nicht versäumen:

IN and OUT.

Get OUT – to Ebersberg and IN-to gallery & to those 2 in the the Gallery ! Einfach mal rausfahren.



©Copyright by Liz Collet

siehe auch:

IN and OUT, Vernissage 13 August 2007








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